Buchreport zum Buch „Dein Körper Dein Yoga“ von Bernie Clarck
Verfasst im Februar 2021 im Rahmen der 200h Yogalehrerinnenausbildung 2018/19 im Yoga Individual Studio Aachen
Im Buch „Dein Körper dein Yoga – Wie man Yogaübungen an die eigene Anatomie anpasst und sich in jeder Haltung optimal ausrichtet“ thematisiert der Autor Bernie Clark allgemeine Prinzipien menschlicher Anatomie sowie interindividuelle anatomische Unterschiede in Bezug auf die Yoga Asana Praxis. Das Buch erschien 2016 in der englischen Originalausgabe mit dem Titel „Your Body Your Yoga“. Die deutsche Übersetzung wurde 2018 beim riva Verlag veröffentlicht.
Bernie Clark hat einen Hintergrund in der High-Tech Industrie und unterrichtet seit 1998 Yoga. Seine Homepage (yinyoga.com) trägt den Titel „the home page of yin yoga”. Dort wird erwähnt, dass er einen wissenschaftlichen Universitätsabschluss hat, aber nicht, in welcher Wissenschaft.
„Dein Körper dein Yoga“ ist untergliedert in zwei Teile; in Teil 1 wird mit Fokus auf die Frage „Was bremst mich?“ die Sichtweise des Autors auf Anatomie und Yogapraxis eingeführt, während Teil 2 konkret und detailliert mögliche interindividuelle Unterschiede der Gelenke der unteren Körperhälfte beinhaltet.
Für mich war Teil 1 zum Durchlesen und Verinnerlichen geeignet, während die Beispiele in Teil 2 mir als Nachschlagewerk dienen, wenn mir etwas an mir selbst oder Yogaschüler*innen auffällt. Manchmal schlage ich auch zufällig eine Seite auf und lese ein Kapitel, um in der nächsten Yogastunde besonders auf diesen Aspekt zu achten. In diesem Buchreport möchte ich jedoch auf einige allgemeine Prinzipien aus dem Buch eingehen, welche ich besonders interessant finde und als Yogalehrerin verinnerlichen möchte. Diese sind:
- Eigenverantwortung der Yogapraktizierenden
- Einzigartigkeit jedes Körpers
- Bewusstsein für die Ziele der Ausrichtung
- Ganzheitliche Betrachtung des Körpers
- Eigenverantwortung der Yogapraktizierenden
Als Yogalehrende können wir die Körper unserer Schüler*innen nicht so gut kennen, wie sie selbst. Deswegen ist es wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen, dass die Praktizierenden selbst die Verantwortung für ihre Körper tragen. Da es in unserer Gesellschaft zum einen eine Neigung gibt, Expert*innen Glauben zu schenken und zum anderen viele Menschen sich wenig auf ihre Körper konzentrieren (durch Schreibtischtätigkeiten und Medienkonsum), ist die Schulung der Körperwahrnehmung ein zentraler Aspekt gerade für Anfänger*innen.
- Einzigartigkeit jedes Körpers
Bernie Clark gibt zahlreiche Beispiele dafür, dass menschliche Körper sich stark voneinander unterscheiden, Er weist unter anderem auf eine große Variationsbreite der Größe und Form der Knochen, der Winkel der Gelenke, sowie der Form, Größe, Anzahl der Muskeln hin. Aus dieser Vielfalt der Körper folgt logisch der Schluss, dass einzelne Asanas, sowie die Zusammensetzung der Yogapraxis für eine gesundheitsfördernde Praxis individuell angepasst werden müssen. Auch das Schmerzempfinden ist interindividuell sehr unterschiedlich.
- Bewusstsein für die Ziele der Ausrichtung
Bernie Clark argumentiert, dass gängige Ausrichtungsprinzipien nicht für jeden Körper gleich hilfreich sind und sie oft auf ästhetischen Ansprüchen beruhen. Im Vorwort erwähnt er, dass einheitliche Ausrichtungsprinzipien entstanden sind, um Yogalehrerausbildungen zu vereinfachen.
Um die Schüler*innen wirklich sinnvoll auszurichten und ihre Praxis zu unterstützen, muss zunächst klar sein, was eine Übung bewirken soll. Sollen bestimmte Körperteile geöffnet und Mobilität gefördert werden? Geht es darum in einer Haltung die Belastung gut zu verteilen?
Um nach Möglichkeiten zu suchen, Asanas zu vertiefen, gibt die „Was bremst mich?“-Frage (WBM) Orientierung. Als mögliche Antworten auf diese Frage führt der Autor 4 Möglichkeiten auf:
- Spannung (Haut, Muskeln, Faszien, Bänder, Gelenkkapseln)
- Weiche Kompression: weiches Gewebe trifft auf weiches Gewebe
- Mittlere Kompression: Knochen trifft auf weiches Gewebe
- Harte Kompression: Knochen trifft auf Knochen
die Spannung durch Veranlagung oder regelmäßige Praxis verringert, kommt es zu harter Kompression und oft ist endgültige Grenze des Bewegungsumfangs erreicht. Um hier die Gelenke und Wirbel zu schonen, sollte bei der dynamischen Praxis die Muskulatur angespannt werden.
Im Buch sind Adjektivlisten für die Beschreibung von (schmerzhaften) Empfindungen beim Yoga enthalten, die helfen können, die unterschiedlichen Gründe für Widerstand zu erforschen.
Neben den körperlichen Grenzen spielen auch emotionale, psychologische, spirituelle Grenzen eine Rolle.
Um herauszufinden, welche Ausrichtung für eine Person gut ist, lädt er ein, verschiedene Positionen auszuprobieren und zu beobachten, wie sie sich anfühlen. Auch hier besteht wieder die Kunst darin, das Gefühl einer gesunde Beanspruchung von einer ungesunden zu unterscheiden.
- Ganzheitliche Betrachtung des Körpers
Der Körper ist ein Ganzes, nicht nur die Summe seiner Teile. Die Ausrichtung eines Gelenks wirkt sich auf den restlichen Körper aus. Deswegen soll die Analyse einer Asana von innen nach außen, also ausgehend vom Rumpf erfolgen.
Besonders deutlich wird die Ganzheit des Körpers bei der Betrachtung der Faszien. Diese umschließen Muskeln und verbinden damit ein Körperteil mit allen anderen. Wird ein Muskel angespannt, wirkt sich dies nicht nur auf ein Gelenk aus, sondern auf den ganzen Körper. Daraus folgt für die Asana Praxis, dass sich jede Haltung auf den ganzen Körper auswirkt und nicht nur auf die Stellen, die besonders beansprucht werden.
Fazit
Bernie Clark ermutigt die eigene Anatomie sowie die der Yogaschüler*innen genau zu beobachten und die Ausrichtung individuell anzupassen. Praktisch bedeutet das für meinen Gruppenunterricht, verschiedenen Ausrichtungsmöglichkeiten als Optionen zu formulieren und die Schüler*innen einzuladen zu erforschen, welche Varianten für sie am besten sind. Dafür ist auch eine Klarheit über den Fokus einer Asana und die Ziele bestimmter Ausrichtungen wichtig.